Embodiment

"Wir können nicht nicht kommunizieren“! - diesen Satz des österreichischen Kommunikationswissenschaftlers, Psychotherapeuten und Philosophen Paul Watzlawik ist sicher vielen bekannt. So frappierend einfach und doch so wahr. 

Beschäftigt man sich mit Kommunikation, so werden einem zwangsläufig Kommunikationsmodelle begegnen wie:

Alles sind Modelle, die entweder aufeinander aufbauen oder verschiedenen Zugänge nutzen. Alles mit dem Ziel, die Komplexität der Kommunikation zu beleuchten, uns zu erleuchten, zu erklären und durchschaubar zu machen. Manchmal vereinfachen die Modelle die Kommunikation sehr stark, was ihnen immer wieder einmal Kritik einträgt. Grundsätzlich haben sie -wenn auch Kommunikation oft schematisch und vereinfacht dargestellt wird- ihre Bedeutung nicht verloren und können für mehr Klarheit und besseres Verständnis sorgen. Vielmehr geht es darum, Synchronie herzustellen. Das hatte bereit Watzlawik erkannt.

Gelungene Kommunikation ist nicht das Dechiffrieren von Botschaften. Die Embodied Communication (EC), "eingedeutscht" Embodiment, geht von der Grundannahme aus, dass es keine im Voraus bestehende Botschaft in der Kommunikation gibt. Diese wird vielmehr erst in der Interaktion hergestellt. Dabei ist Kommunikation ein offenes System, in dem es auch keine Kommunikationsrichtung gibt. Kommunikation ist eine Aktivität des gesamten Körpers.  Ohne Körper ist Sprache nicht vorstellbar- in diesem Seminar werden wir uns mit "verkörperter Kommunikation" befassen.

Bislang haben wir aus allen anderen Modellen stets gelernt, dass es bei der Kommunikation darum geht, dass die „richtige“ Bedeutung einer Botschaft irgendwo vorhanden ist und nur gefunden werden muss. Die Kommunikationstheorie der Embodied Communication der Psychologen Maja Storch und Wolfgang Tschacher hat jedoch die Botschaft keine fixe Bedeutung- lediglich die Einigung auf eine Sprache; das greift aber zu kurz.


Das Sender-Empfänger-Modell der Kommunikationswissenschaften muss um den Embodiment-Aspekt erweitert werden. Das Senden-Empfangen-Modell stammt aus den Ingenieurwissenschaften, nicht aus der Psychologie und ist darum für viele menschliche Kommunikationssituationen nicht so leicht anwendbar. 


In der äußeren Haltung eines Menschen spiegelt sich seine innere Einstellung. Starke Gefühle spielen sich nicht nur im Kopf ab. Sie werden auch auf körperlicher Ebene deutlich. Der Körperausdruck des Menschen wird bewegt von dem, was sich in seinem Inneren abspielt. Der Übergang zwischen Gedanken, Gefühlen und Körperempfinden ist fließend und wir erkennen es auch äußerlich: „den Kopf hängen lassen“, „einen Schlag in die Magengrube bekommen“, „hochnäsig“ oder „geknickt“ sein. Umgekehrt prägt eine typische Körperhaltung aber auch die inneren Einstellungen und Werte eines Menschen. „Es besteht eine Wechselwirkung zwischen Körper und psychischer Verfassung, die aufs engste vernetzt und gekoppelt ist.“ (Dr. Maja Storch) und so hat die Art und Weise, wie jemand sitzt oder steht, Einfluss darauf, wie er Informationen verarbeitet.

Storch und Tschacher gehen davon aus, dass auch Kommunikation embodied, also verkörpert, ist. Demnach funktioniert Kommunikation dann besonders gut, wenn die Kommunikationsbeiträge aller Beteiligten ausreichend „synchronisiert“ sind. es geht nicht um das Erlernen von Körpersprache, sondern um das Zusammenspiel von Körper, Psyche und Umwelt. Gefühle bestimmen nicht nur die Körpersprache, Haltung oder Mimik können auch eine Reaktion in der Gefühlswelt hervorrufen. Man geht man davon aus, dass Erlebnisse und Erfahrungen im Körper gespeichert werden und sich auf unser Aussehen und unsere äußere Erscheinung auswirken.  Ein spannendes Seminar mit Praxisanteilen, dass das Thema Kommunikation einmal anders beleuchtet.


Umfang: 8 UE, auch 2-Tages-Workshops möglich

Referentinnen: Birgit Hannes-Möller


Hinweis: Ab Herbst 22 im Angebot